Ist Russophilie im russophoben Geschäftsleben noch tragbar? Cancel-Culture in Aktion.

Er war so offen, mir das ehrlich mitzuteilen. Wieviele andere Partner mögen so denken wie er, ohne mir das zu sagen? Wieviele potentielle Auftraggeber schrecken vor einer Zusammenarbeit zurück, weil Russophilie heutzutage nicht tragbar ist?

Geschäftspartner und Auftraggeber kennen mich: Ich bin Ossi, habe in Russland studiert und gearbeitet, 13 Jahre lang. Ich habe Verwandtschaft und Freunde und mache regelmäßig Urlaub in Russland. Frieden und Freundschaft mit Russland sind mir wichtig und ich stehe dazu. Denn Russland ist für mich wie eine zweite Heimat. Ich bin froh, russische Weltliteratur im Original lesen zu können.

Meine Ausbildung als Arzt-Kybernetiker an der Mediko-biologischen Fakultät (MBF; Медико-биологический факультет, МБФ) der Russischen Staatlichen Medizinischen Universität war hervorragend, richtungsweisend und prägend, ich würde das immer wieder tun. Durch die exzellenten Vorlesungen zur Evolutionstheorie von Professor Aleksandr Ivanovich Antochin (Антохин, Александр Иванович) vom Lehrstuhl für allgemeine und Zell-Biologie der MBF (Кафедра общей и клеточной биологии МБФ) habe ich pragmatisch erfasst, dass das Modell einer Existenz Gottes (einer zielgerichteten Entwicklung) logischer und sinnvoller und die Welt besser erklärender ist, als Glaube an den puren Zufall.

Doch Russophobie durchdringt unser Land und den Werte-Westen. Wir sind involviert in einen hybriden Krieg gegen Russland, und die "Sanktionen" schaden Deutschland mehr als Russland. Wer im Westen Geschäfte machen will, muss sich demonstrativ und öffentlich von Russland lossagen. Unsere NATO-"Partner" sprengen Nordstream weg, es handelte sich um den größten Terroranschlag seit dem zweiten Weltkrieg, und wir müssen tatenlos zuschauen, wie man unsere Energieversorgung sabotiert, um die deutsche Wirtschaft "nachhaltig" zu schädigen.

Einige Politiker träumen von neuen Kriegen zwischen Deutschland und Russland und propagieren das offen. Da ist wenig Platz für Positionen, die sich für Verhandlungen und Frieden mit Russland einsetzen. Und noch weniger Platz ist für den Ruf nach Freundschaft und Zusammenarbeit.

Die 1949 gegründete Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF) gehörte mit 6,4 Millionen Mitgliedern zu den größten Massenorganisationen der DDR. Sie propagierte die Politik, Kultur, Kunst und Literatur der Völker der Sowjetunion. Sie hat mich geprägt: meine Kindheit, meine Jugend, mein ganzes Leben. Ich habe vor meinem Studium in der NVA gedient, mit russischen Waffen und russischer Technik, und ich halte die russischen Waffen (immer noch und schon wieder) für die besten der Welt. Der Feind war die NATO, und auch heute sehe ich in den Mitgliedern NATO, insbesondere in den USA, die größte Bedrohung für den Frieden auf der Welt. Der einzige US-Präsident, der keinen neuen Krieg begann, Trump, wird bei uns verteufelt. Die EU ist für mich ein Anhängsel der NATO mit der Hauptaufgabe, NATO-Standards in Europa durchzusetzen. Gorbatschow ist für mich der größte Verräter, nicht nur seines eigenen Landes, sondern des ganzen Ostens: ich habe die 90er Jahre in Russland live erlebt. Und die DDR wurde meiner Meinung nach einfach nur feindlich übernommen. Lange hielt ich die Treuhandanstalt für unfähig und ihre Tätigkeit für fehlerhaft, bis ich verstand, dass ihre Aufgabe gerade darin bestand, meine Heimat zu plündern. Und nun wundern sich einige, dass der Osten blau wählt.

Auch durch den Rückzug von IT Firmen aus Russland versucht der Westen, Russland in die Knie zu zwingen. Google, Meta, Microsoft, Oracle, SAP und viele andere große Player beteiligen sich am hybriden Krieg gegen Russland. Nun auch Linux: Kürzlich warf man russische Maintainer raus. Sie würden für sanktionierte russische Unternehmen arbeiten, und da sich ein großer Teil der Infrastruktur der Linux-Entwicklung in den USA befindet, will oder muss man sich an die Sanktionen halten, um selbst nicht unter die Räder zu kommen.

Ich bin gegen Sanktionen und halte deren Rechtmäßigkeit für fraglich. Sanktionen sind ein beliebtes Mittel im hybriden Krieg des Werte-Westens gegen Länder mit anderen Werten, oder wenn es um Ressourcen geht.

Geschichte wiederholt sich: "Kauft nicht beim Juden!", "Kauft nicht beim Russen!". Und verkauft ihnen nichts, und haltet euch fern von ihnen, und von ihren Freunden. Jagt sie, enteignet sie, …​

Für mich ergeben sich daraus Probleme:

Es gibt immer verschiedene Wege zum Ziel:
⇒ Meine neuen Pferde sind Immobilienfinanzierung und Vermögensverwaltung (goertz-invest.de). Diese Pferde sind etwas weniger politisch.

Wir haben ein Grundgesetz, das auch aus der deutschen Geschichte heraus entstanden ist.

Doch wen interessiert das in der Praxis? Wir haben zwar jede Menge Antidiskriminierungsbeauftragte, doch diese scheinen sich nur für (oder gegen) ganz bestimmte Diskriminierungen einzusetzen.

Es gibt eine neue Mode: Cancel-Culture und "Haltung zeigen". Man diskriminiert offen und ist stolz darauf.
Mitglieder und Wähler von Oppositions-Parteien werden beschimpft. Stolz wird verkündet, dass man solche Personen weder als Angestellte noch als Kunden wünscht, und dafür gibt es Applaus und Anerkennung.
Mit der deutschen Flagge kann es zu Problemen kommen. Erstaunlich, wie man es geschafft hat, vielen Deutschen den Stolz auf das eigene Land auszutreiben. Stattdessen EU-Flaggen, Regenbogen-Flaggen und Ukraine-Flaggen, wohin das Auge schaut. Und Lebensmittel-Märkte, die traditionell meinen, ihre Kunden politisch erziehen zu müssen. Schon 1932 bekannten sich Edeka-Genossen zur NSDAP, und EDEKA profitierte durch die Judenverfolgung.

Zensur? Haben wir nicht. Dafür Faktenchecker, einen Öffentlichen Rundfunk und Qualitäts-Medien. Begleitetes Denken. Natürlich haben wir Meinungsfreiheit, zumindest wenn die Meinung dem Mainstream entspricht. Und wenn es nicht die "richtige" Meinung ist, dann muss man mit den Konsequenzen leben. Inzwischen gibt es "Trusted Flagger" - "Digitaler Blockwart" wäre offen, ehrlich und verständlich.

Wer nicht anecken will, der betreibe Selbst-Zensur. Ich erinnere mich an mein Studium in Russland. Da gab es Kommilitonen, die hatten erst dann eine öffentliche Meinung, nachdem sie das 'Neue Deutschland' oder die 'Junge Welt' gelesen hatten. Dass jemand gleichzeitig verschiedene Meinungen hatte, war durchaus normal: eine im kleinen Freundeskreis, eine öffentliche Meinung, und eine in der Parteigruppe. Insofern hat sich das nicht geändert.

Kämpfer gegen Hass sind voller Hass auf Andersdenkende.
Die Antifa sind die einzigen mir bekannten tatsächlichen Faschisten.
Die nach Toleranz Rufenden sind die personifizierte Intoleranz.
Anti-Rassisten betreiben Rassismus gegen Weiße.
Die Diskriminierung von Abweichlern nennt man Antidiskriminierung.
Gegner von gentechnisch veränderten Lebensmitteln lassen sich selbst durch mRNA genetisch verändern.
Gegner von Kohlendioxid (das ich als Mediziner und Biologe für eines der wichtigsten und nützlichsten Gase für das Leben auf unserem Planeten halte) sind gegen Kohlendioxid-freie Kernenergie und für Kohle-Kraftwerke.
Die deutsche Automobilindustrie, ehemals führend bei Verbrennungsmotoren, begeht freiwillig Selbstmord durch Elektro-Mobilität.
Und wer sich für die Einhaltung von Gesetzen, Recht und Ordnung und den Schutz der Demokratie einsetzt, darf als Nazi, Faschist und rechtsextrem beschimpft werden.

In meinen 13 Jahren in Russland habe ich verschiedene Deutsche erlebt, die nach Russland kamen, um dort Geschäfte zu machen. Einige Besser-Wessis wussten alles besser und meinten den Russen beibringen zu müssen, wie es laufen sollte, westlich eben. Je mehr sie Russland durch die eigene Brille betrachteten, desto eher scheiterten sie. Ich halte die häufig anzutreffende westliche Überheblichkeit und Besserwisserei für ein großes internationales Problem. Und der Westen scheint wenig lernfähig. Auch Sanktionen kehren als Boomerang zurück.

Russen sind unwahrscheinlich kreativ, Deutsche sind (oder waren?) exzellente Umsetzer von Ideen in die Praxis.
Immer wieder erlebte und erlebe ich, dass die Deutschen in Russland sehr beliebte und geachtete Ausländer waren und sind.
Russland und Deutschland sollten Ihre Ressourcen, Kräfte und Talente vereinen.

Ich bin ein Freund der Idee von Professor Igor Nikolajewitsch Panarin:
einer geopolitischen Vereinigung GIAROSSIA - Germany, Italy, Austria, Russia, Belarus.